Die schöne, heile Fitnesswelt

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Inhalt

Wenn man auf Fitnessblogs schaut (inklusive meinen) sieht man sie überall – Motivationsprüche, die einem vermitteln, dass man einfach Machen muss. Als Hintergrund sieht man Männer mit Sixpack oder Frauen mit tollen Beinen und makelloser Haut. Den Hobbyathleten mag soetwas unheimlich motivieren. Für alle, die nicht so sehr in der Materie stecken oder vielleicht schon oft an ihren Fitnessprojekten gescheitert sind sind diese Posts meist blanker hohn. Mich kotzt die Glorifizierung dieses Körperkults bzw. die Scheinwelt dahinter. Dabei gibt es 2 Probleme, die sich eigentlich wiedersprechen.

Die Gegensätze

Menschen erreicht man leicht mit extremen. Sie sprechen uns an, weil sie so schön einfach klingen und man wenig über sie nachdenken muss. Die folgenden beiden Dogmen finden sich immer wieder in der Fitnessindustrie:

Partei 1: Du musst hart trainieren und unglaublich diszipliniert sein

Outdoor Workout

No Pain, no Gain.

Wenn dein Körper schreit, deine Muskeln brennen und du denkst, dass nichts mehr geht, mache weiter – nur so kommst du zum Erfolg.

Esse diszipliniert, trainiere diszipliniert, lebe Diszipliniert. Scheiss auf das, was die anderen sagen.

Ich habe mir jetzt einfach mal ein paar Sprüche von solchen Instagram- oder Facebookmoitivationsbildern (mit kettlebellschwingenden Frauen und felsenbekletternden Männer drauf) gegriffen um zu verdeutlichen, was ich meine. Sie sagen alle: du musst dich quälen und unheimlich diszipliniert sein um dein Ziel zu erreichen. Und ich sage dir eines: Wenn dein Ziel ein Bodybuildingwettkampf, ein Vertrag bei einem Modelunternehmen oder wenigstens der Look dieser Personen ist, dann haben diese Bilder recht. Ein knallhartes Sixpack und ein 100% definierter Look erfordnern eine knallharte Diät und 100% Disziplin und eventuell auch eine gute Genetik sowie Verschreibungspflichtige Medikamente (nicht in allen aber in einigen Fällen). Wenn du jedoch Fit und gesund sein möchtest uns vielleicht von einem sichtbaren Bauchmuskelansatz träumst brauchst du nicht so streng mit dir sein. Womit wir schon zum zweiten Problem kommen.

Partei 2: Du musst eigentlich garnichts machen

Low Carb ist die ultimative Ernährungsform.

Die Nahrungsmittelindustrie ist Schuld an deinem Übergewicht.

Dieses Nahrungsergänzungsmittel ist die Lösung all deiner Probleme.

Wenn ich jedes mal einen Euro bekommen würde, wenn ich eine solche, an den Haaren herbeigezogene Versprechung lese wäre ich vermutlich reich. Menschen suchen immer nach Abkürzungen oder ausreden. Wenn man sich einfach nur Low Carb ernähren müsste um schlank zu sein, warum sind dann so viele Menschen übergewichtig? Weil es ebend nicht so einfach ist. Die Ernährung hat viel mit persönlichen Vorlieben zu tun – der eine kommt mit Low Carb besser klar, weil er eh nicht gern Brot und Nudeln isst. Eine andere Person schafft es Low Fat zu leben, weil sie gut auf Käse und fettiges Fleisch verzichten kann. Man muss sich hier ein wenig mit dem eigenen Körper beschäftigen und wenn man eine Diät macht muss man sich auch disziplinieren. Mann kann nicht einfach nur die hälfte essen. Die meisten Menschen haben danach nämlich noch Hunger. Und was Wundermittel oder Wundertrainingspläne angeht – vergiss es. Nichts davon funktioniert. Wenn es Mittel geben würde, die dich sofort schlank und muskulös machen, dann wüsstest du davon aus den Nachrichten und nicht von einer dubiosen Facebookanzeige.

Der Mittelweg ist entscheident

Zum Abnehmen und Fit sein gehört ein wenig Disziplin dazu allerdings nicht so viel, wie dir Partei 1 vermitteln möchte und auch nicht so wenig wie dir Partei 2 glaubhaft machen will.

Das, was für dich funktioniert, richtet sich nach deinen Zielen. Du bist ein Individuum. Wenn du dich nicht gern quälst, dann tu es nicht. Dann dauert alles ein wenig länger, aber am Ende zählt doch nur, dass es funktioniert. Wenn du überhaupt kein komplett durchtranierter Mensch sein möchtest, dann muss du keine 200 Kilo Kniebeugen! Das heißt nicht, dass du dich nicht trotzdem Bewegen solltest, aber vier mal zwei Stunden Fitnesstudio pro Woche sind für dich dann einfach nicht Zielführend. Leider verkauft sich ein „Es kommt drauf“ an nicht gut. Deswegen arbeiten Firmen oder Influencer lieber mit Extremen.

(Wenn du mehr über Zielsetzung erfahren möchtest, dann lies doch meinen Artikel zum Thema Motivation oder schreibe mir eine Nachricht.)

Die Social Media Scheinwelt

Warum sehen diese Leute in den sozialen Medien dann alle so perfekt aus? 

Ersteinmal – das weißt du sicherlich schon, bearbeiten die meisten Influencer ihre Bilder. Wenn sie es nicht tun, dann nutzen sie das richtige Licht und die richtige Tagesform um sich am besten darzustellen. 

Zweitens sehen nicht alle perfekt aus, sondern nur die, die du als perfekt wahrnimmst. Es gibt vermutlich viele andere Menschen dort draußen, die nicht perfekt aussehen und trotzdem Sport treiben und sich auch sehr wohl damit fühlen. Die posaunen es nur nicht so in die Welt hinaus oder nimmst du sie einfach nicht wahr.

Womit verdienen Influencer ihr Geld

Influencer verdienen ihr Geld mit Social Media. Es ist ihr Job gut ausszusehen. Du sitzt acht Stunden im Büro, der Influencer arbeitet acht Stunden an seinem Körper und guten Fotos. Ein Influencer hat auch mal Tage an denen er nicht in Form ist, an denen er nicht perfekt aussieht, jedoch wird er das nicht posten – das wollen seine Follower nämlich nicht sehen. Ein Fitnessguru, der dir „sein“ 5-Minuten Workout verkaufen will erzählt dir das, was du hören willst und du siehst das, was du sehen möchtest. Er sagt dir, dass das Workout effektiv ist und du denkst, dass du damit aussiehst wie er oder sie – es ist ja auch von dieser Person entworfen worden! Dass diese Person jeden Tag drei Stunden im Fitnessstudio verbringt und weitere vier in der Küche kocht erzählt sie dir in diesem Zusammenhang nicht. Die Konsequenz ist – das Workout zeigt zwar eine Wirkung, allerdings nicht die von dir erhoffte – du bist enttäuscht und gibst auf.

Proteinshake
Ob der hier beworbene Shake wirklich gut ist, wirst du nicht wirklich erfahren, denn der Influencer bekommt Geld für seine Werbung. Du musst darauf vertrauen, dass er nur Werbung für Produkte macht von denen er überzeugt ist.

Es ist wichtig zu verstehen, dass diese Menschen ihr Geld mit Werbung für Pläne und Produkte verdienen – Und ihr Werbeplakat ist ihr Körper. Ich möchte euch kurz einmal bewusst machen, was Influencern Geld bringt:

  • Das Zeigen von Produkten. Influencer haben oft Verträge mit Firmen, die ihnen Vorschreiben wie oft sie Bilder mit bestimmten Produkten posten sollen. Dafür bekommen sie (oft) Geld. Dabei sind es manchmal ganz unauffällige Produkplatzierungen. Die Dose Whey-Protein im Hintergrund, das Shirt, das sie beim Training tragen, die Vitaminpillen, die sie beiläufig zu dem Shakerezept posten…
  • Das Verkaufen von Traingsplänen. Quasi jeder Influencer hat einen eigenen Trainingsplan. Diese sind oft leicht zugänglich und durchaus auch für Anfänger geeignet. Was sie dir oft nicht verraten – es ist nicht ihr Trainingsplan. Mit diesem Plan wirst du vermutlich nicht so aussehen wie diese Person, sondern einfach nur ein wenig fitter.
  • Werbung auf Websites und in YouTube Videos. Die Werbung vor dem Video des Fitnessyoutubers bringt ihm Geld. Die Werbung auf seiner Website bringt ihm Geld. Das ist in Ordnung! Von etwas muss er ja leben.
  • Rabattcodes von Fitnessunternehmen. Jedes mal, wenn ihr den Rabattcode eines Influencers nutzt bekommt er von der Firma bei der ihr eingekauft habt einen kleinen Teil des Gewinns von eurem Einkauf. Das ist eine tolle Möglichkeit um deinen Lieblingsinfluencer zu unterstützen. Allerdings sollte man sich dem auch bewusst sein, wenn dir das nächste mal jemand erzählt, dass er hier „einen Rabattcode rausgeschlagen hat“.

Ich möchte nun keinen Influencer dafür verurteilen, dass sie Geld mit Werbung verdienen – wie bspw. ein Fernsehsehsender. Dafür bekommen wir Unterhaltung. Ich möchte dir nur damit zeigen, dass diese Menschen keine echten Menschen sind sondern Schauspieler, die so tun als wären sie echte Menschen, die mit ihren Fotos und Videos Geld verdienen und dir deswegen auch nicht immer die volle Wahrheit erzählen oder zeigen.

Von Fake-Likes und Werbekommentaren

Auf Instagram geht es eigentlich darum tolle Bilder mit anderen Menschen zu teilen, neue Ideen auszutauschen, sich gegenseitig zu motivieren. Im Fitnessbereich geht es darum Geld zu machen. Wenn ich ein Bild auf Instagram poste bekomme ich durchschnittlich 25 Likes von Personen die ich nicht kenne. Die meisten davon sprechen kein Deutsch, verstehen also die Botschaft überhaupt nicht. Dazu kommen Kommentare, die einen Daumen nach oben oder andere, nichtssagende Smileys enthalten. Diese Likes oder Kommentare oder auch die neuen Follower, die ich mit jedem Post bekomme, dienen nur dazu auf das eigene Profil aufmerksam zu machen, damit ich deren Rabattcode nutze oder ihr Fitnessprogramm kaufe. Die Follower verschwinden nach einer kurzen Zeit wieder. Nachdem ich ein oder zwei Tage nichts gepostet habe, habe ich 10% meiner Follower veloren – weil sie mich automatisch entliken und keine neuen Auto-Likes dazukommen. Bei den meisten Menschen, die mir aufgrunf eines Fotos folgen geht es nicht darum, dass sie mein Profil interessant finden, sondern darum, dass sie auf ihr Profil aufmerksam machen wollen. Und das ist armseelig. Dann sollen sie sich wenigstens mit mir in Verbindung setzen, mit mir zu meinen Beiträgen disskutieren oder ähnliches, aber nicht einfach auf den „Folgen“ Button klicken um mir dann zwei Tage später wieder zu entfolgen.

Fazit

Lasst euch nicht blenden. Weder die Anfänger unter euch noch die ambitionierten Sportler. Influencer verdienen Geld mit Social Media, deswegen können ihre Posts gern hinterfragt werden. Das bedeutet natürlich nicht, dass ihr bestimmte Influencer nicht gut finden darfst, es gibt nämlich auch viele dort draußen, die euch Transparent vermitteln was Phase ist oder als „Schauspieler“ einfach gute Arbeit leisten. Es gibt aber auch genug, die mit Fake-Likes und hohlen Motivationssprüchen einfach an Geld kommen wollen.

Für einen ambitionierten Sportler kann es unglaublich motivierend sein durchtrainierte Menschen beim Bankdrücken zu sehen. Für den Ottonormalverbraucher ist dieses Idealbild viel zu weit entfernt als das es ihn ansprechen würden. Wenn dich die Fitness-Social Media Welt nicht motiviert, dann blende sie aus, sie ist nicht Gesetz, und lies lieber Artikel darüber, wie man als normaler Mensch fit wird. Du könntest zum Beispiel mit meinem Grundlagenartikel über richtiges Essen anfangen!

Hinterfrage, analysiere, erkenne  und lass dich nicht einschüchtern.

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